Kopfkino im Büroalltag – was habe ich schon wieder falsch gemacht?
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Kopfkino im Büroalltag – was habe ich schon wieder falsch gemacht?

„Warum schaut mich die Chefin schon wieder so komisch an? Habe ich etwas falsch gemacht?“ Tobias wird sich immer unsicherer, wenn er seiner Chefin begegnet. Oftmals ist sie launisch, mürrisch ja gar aggressiv. „Und ich denke immer es liegt an mir, dass sie so drauf ist“, räumt er weiter ein.

Tobias ist kein Einzelfall. Wie viele andere macht er seine Arbeit so gut wie möglich, aber er muss täglich auch mit kritischen Themen jonglieren und sich mit Dingen beschäftigen, die in der Firma nicht rund laufen. Für seine Chefin gäbe es also immer einen Anlass mit irgendetwas unzufrieden zu sein – und sei es nur, weil er die Priorität nicht so gesetzt hat wie es für sie gerade richtig gewesen wäre.

Wer spricht, dem kann noch geholfen werden

Für mich als Vertrauter und professioneller Begleiter in beruflichen Situationen, in diesem Fall sogar beider Personen, treten zwei Dinge ganz besonders in den Vordergrund. Erstens: die „Bewusstheit“ der eigenen Person des Mitarbeiters. Was meine ich mit Bewusstheit hier im Besonderen? Es geht um eine Mischung aus Selbstwert, Selbstbewusstsein, Eigenverantwortung, ‚mit sich im Reinen sein‘ und der Abgrenzung gegenüber dem „Äußeren“. Im Allgemeinen ist es häufig so, dass bei jedem im Kopf der eigene Film abläuft – Kopfkino eben. Oft schwingt eine Vermutung mit, dass das Unglücklichsein des Gegenübers seinen Ursprung im eigenen Handeln oder Sein haben könnte. Das sind jedoch nur grundlegende – völlig normale – zwischenmenschliche „Programme“. Dennoch wissen wir nicht, was hinter der Stirn des anderen gerade gedacht wird. Was immer hilft, ist eine passende Kommunikation. Oder um es mit den Worten eines befreundeten (Paar-)Therapeuten zu sagen: „Wer spricht, dem kann noch geholfen werden.“ Die Aufgabe für Tobias ist relativ simpel und dennoch eine große für ihn: Einerseits geht es darum zu sich und seiner Arbeit stehen (mit der entsprechenden Konsequenz). Andererseits ist dem Gedankenspiel ein Ende zu setzen, indem er konkret das Gespräch mit der Führungskraft sucht. So lässt sich das Drama in seinem Kopf beenden. Er erhält Klarheit, was möglicherweise gerade los ist, und ob er überhaupt einen Anteil daran hat. Wichtig hierbei ist ein sachliches Gespräch mit Ich-Botschaften.

Verantwortung heißt nicht Befehle ausführen

Die zweite große Erkenntnis in diesem Kontext ist möglicherweise die fehlende (Verantwortungs-) Kultur im Team oder gar im ganzen Unternehmen. Doch zunächst: Was bedeutet eigentlich Verantwortung übertragen wirklich? Aus meiner Sicht bedeutet es nicht, jemandem eine verantwortungsvolle Aufgabe zu geben und dann beim ersten nicht erwünschten Ergebnis die Verantwortung quasi direkt wieder zu entziehen, indem kommuniziert wird „anders wäre besser gewesen“. Nein, Verantwortung übertragen bedeutet auch, mit allen Konsequenzen der Ergebnisse umgehen zu können. Häufig wird von „Verantwortung übertragen“ gesprochen und damit gemeint, dass eigentlich nur jemand anderes eine herausfordernde Aufgabe in meinem Sinne übernehmen möge. Wenn jedoch ein Mitarbeiter die Verantwortung übernimmt und nach bestem Wissen und Gewissen das Ruder in die Hand nimmt, dann sind auch mögliche Abweichungen legitim. Sonst wäre der Mitarbeiter nur ein ausführender Befehlsempfänger. Verantwortungskultur hat auch immer etwas mit gelebter Fehlerkultur im Unternehmen zu tun. Die Aufgabe der Führungskraft ist es, Menschen dahin zu entwickeln, dass mögliche Kollateralschäden so unbedeutend als möglich bleiben und dass dabei der Mitarbeiter dennoch im Rahmen seiner Möglichkeiten frei entscheiden kann. 

Hast Du Fragen zur Mitarbeiterkommunikation, Fehlerkultur oder brauchst Unterstützung bei der Stärkung Deiner Mitarbeiter? Dann schreib mir unter info@positiv.coach und wir gehen gemeinsam den Weg in eine positive Zukunft.

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